LSBTI*-Menschen einen geschützten Raum bieten

Ralf Schäfer, Beauftragter für Diversität und queere Lebensweisen und ehemaliger Leiter des Immanuel Seniorenzentrums Schöneberg, erklärt, warum LSBTI*-freundliche Pflege für ihn persönlich und als Statement in die Gesellschaft hinein wichtig ist.

Ralf Schäfer, Beauftragter für Diversität und queere Lebensweisen und ehem. Leiter des Immanuel Seniorenzentrums Schöneberg

Ich freue mich heute ganz besonders über die Übergabe des Qualitätssiegels Lebensort Vielfalt, zum einen, weil ich selbst als Teil der LSBTI*-Community ein persönliches Interesse habe, im Alter diskriminierungsfrei und ohne Angst versorgt zu werden, zum anderen, weil ein solcher Meilenstein bundesweit bei einem evangelisch- freikirchlichen Träger gesetzt werden kann.

Seit 2011 Workshops in Versorgung von LSBTI*-Menschen für unsere Mitarbeitenden

Persönlich habe ich mich mit der Frage einer Versorgung von LSBTI*-Menschen in vollstationären Einrichtungen schon seit Jahrzehnten beschäftigt. War die anfängliche Tendenz hin zu rein schwulen oder lesbischen Einrichtung die Maxime, sehe ich heute in der Inklusion den richtigen und sinnvolleren Weg. So bieten wir für unsere Mitarbeitenden bereits seit 2011 die anfänglich über den Berliner Senat finanzierten und von der Schwulenberatung für Pflegeeinrichtungen durchgeführten Workshops „Jo weiß Bescheid: Homo – Trans* – Arbeitsplatz“ an.

Weitere Informationen zum Workshop finden Sie in dem PDF-Dokument "Informationen zum diskriminierungsarmen Umgang mit lesbischen, schwulen, bisexuellen, trans* und inter* Menschen in der Pflege" der Schwulenberatung Berlin

Es hatte keiner langen Überlegungsphase bedurft, die Anfrage der Schwulenberatung Berlin im vergangenen Jahr, ob unsere Einrichtung für das neu zu entwickelnde Qualitätssiegel die Piloteinrichtung in der Umsetzung sein möchte, positiv zu beantworten. Mein besonderer Dank gilt an dieser Stelle der Baptistengemeinde Schöneberg, Gesellschafterin der Immanuel Diakonie, für die Zustimmung und Unterstützung in dieser Entwicklung.

Beitrag zur Verbesserung der Versorgung älterer LSBTI*-Menschen

In Anbetracht dessen, dass homo- und transfeindliche Übergriffe längst noch nicht der Vergangenheit angehören, sehe ich unser Engagement hin zu einer LSBTI*-freundlichen Pflegeeinrichtung auch eine Verantwortung gegenüber der Gesellschaft, wie sie auch im Corporate Governance Kodex der Immanuel Diakonie beschrieben ist. So gestalten wir auf diese Weise gesellschaftliche Rahmenbedingungen aktiv mit, suchen die Zusammenarbeit mit geeigneten Partnern der LSBTI*-Community und tragen so zu einer Verbesserung der Gesundheits- und sozialen Versorgung älterer LSBTI*-Menschen bei.

In Anbetracht dessen, dass homo- und transfeindliche Übergriffe längst noch nicht der Vergangenheit angehören, sehe ich unser Engagement hin zu einer LSBTI*-freundlichen Pflegeeinrichtung auch eine Verantwortung gegenüber der Gesellschaft.

Mein Dank gilt an dieser Stelle aber auch dem Projektteam der Schwulenberatung Berlin und vor allem den Mitarbeitenden des Immanuel Seniorenzentrums Schöneberg, ohne deren Mut, Bereitschaft und Engagement an eine Umsetzung der vielzähligen Kriterien nicht zu denken gewesen wäre, sowie den Bewohnerinnen und Bewohnern, die dem Anliegen, welches mit dem Qualitätssiegel verbunden ist, offen und diskussionsfreudig gegenüberstehen. Auch wenn diese hier im Hause schon die Frage stellen, ob das denn bei uns überhaupt thematisiert werden muss, weil doch jeder hier so sein kann, wie er will.

Unsere LSBTI*-freundliche Pflegeeinrichtung übernimmt Verantwortung gegenüber der Gesellschaft und trägt zu einer Verbesserung der Gesundheits- und sozialen Versorgung älterer LSBTI*-Menschen bei.

LSBTI*-Menschen einen geschützten Raum bieten

Ich möchte mit einem letzten Gedanken zum Abschluss kommen. Wir haben in der letzten Woche als bundesweit erste Pflegeeinrichtung das Qualitätssiegel „Lebensort Vielfalt“ erhalten, mit dem Ziel, LSBTI*-Menschen, die in ihrer Biografie oft Diskriminierung, Ausgrenzung und sogar Gewalt, körperlich und seelisch erfahren haben, in der letzten Lebensphase ihres Lebens, in der sie auf die Hilfe fremder Menschen angewiesen sind, einen geschützten Raum zu bieten.

In der letzten Woche hat Schottland als erstes Land weltweit beschlossen, den Unterricht in „Recht von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transgender und Intersexuellen“ in den schulischen Lehrplan einzubinden.

So wie auf diesem Wege schon Kinder zu einer Selbstverständlichkeit der Vielfalt herangeführt werden, habe ich die begründete Hoffnung, dass es in Zukunft als selbstverständlich gilt, auch eine entsprechende Vielfalt in vollstationären Einrichtungen zu leben.

 
 
 
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