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Der Internationale Tag gegen Homo-, Bi-, Inter-, Trans*- und Asexuellenfeindlichkeit (IDAHOBITA) begangen macht auf die fortbestehende Diskriminierung und Gewalt gegenüber LSBTIQ*-Personen aufmerksam. Das Datum erinnert an den 17. Mai 1990, als die Weltgesundheitsorganisation Homosexualität offiziell aus dem Diagnoseschlüssel (ICD-10) strich und damit klarstellte: Homosexualität ist keine Krankheit.

Deutlicher Anstieg queerfeindlicher Gewalt

Trotz dieser wichtigen historischen Entscheidung bleibt die Realität vieler queerer Menschen weltweit von Ausgrenzung, Hass und struktureller Diskriminierung geprägt. Selbst in Deutschland, wo sich die rechtliche Situation für LSBTIQ*-Personen in den vergangenen Jahren verbessert hat, ist Queerfeindlichkeit längst wieder salonfähig geworden. Dies zeigt beispielsweise auch der MANEO-Report 2024 mit einen deutlichem Anstieg queerfeindlicher Gewalt: Allein in Berlin gab es im vergangenen Jahr 1.081 Fälle und Hinweise, davon 738 mit LSBTIQ+ -feindlichem Hintergrund – ein erneuter Anstieg im Vergleich zum Vorjahr. Queere Menschen erleben auch hier weiterhin verbale und körperliche Angriffe, Stigmatisierung und Ausgrenzung.

Noch dramatischer ist die Lage international. In den USA haben bis Februar 2025 insgesamt 27 Bundesstaaten Gesetze erlassen, die geschlechtsangleichende Behandlungen für Minderjährige einschränken oder verbieten. Gleichzeitig nehmen rechte Bewegungen Einfluss auf Unternehmen und üben Druck aus, Diversity-Programme einzustellen – ein beunruhigender Rückschritt in der Anerkennung gesellschaftlicher Vielfalt. Große Plattformen wie Meta und YouTube haben zudem ihre Schutzrichtlinien für queere Nutzer*innen abgeschwächt, was zu einer erhöhten digitalen Unsicherheit führt.

Kampf um Gleichstellung ist ein gemeinsamer

In Großbritannien reagieren Pride-Organisationen zunehmend mit politischem Protest. Nach einem Urteil des Obersten Gerichtshofs, das die Anerkennung geschlechtlicher Identitäten einschränkt, haben etwa in London und Manchester Organisator*innen von Pride Veranstaltungen politische Parteien von ihren Veranstaltungen ausgeschlossen. In Ungarn verabschiedete das Parlament im März 2025 ein Gesetz, das Pride-Veranstaltungen verbietet und den Einsatz von Gesichtserkennung zur Überwachung von Teilnehmenden erlaubt. Auch in Russland wurde Ende 2023 die LSBTIQ*-Bewegung als „extremistisch“ verboten. In Ghana drohen LSBTIQ*-Personen durch ein neues Gesetz drakonische Strafen – allein für das Bekenntnis zur eigenen Identität.

Diese Entwicklungen zeigen: Die Rechte queerer Menschen sind keine Selbstverständlichkeit – sie stehen weltweit unter massivem Druck. Und damit sind auch andere marginalisierte Gruppen betroffen. Denn Angriffe auf LSBTIQ*-Rechte gehen oft einher mit dem Abbau von Rechten anderer marginalisierter Gruppen, das betrifft beispielsweise Frauen, Menschen mit Behinderungen und People of Color. Der Kampf um Gleichstellung ist ein gemeinsamer – für Selbstbestimmung, gegen patriarchale und autoritäre Strukturen, die Vielfalt und Freiheit einschränken wollen.

Diversitätssensible Pflege leben

In diesem Sinne ist der IDAHOBITA* am 17. Mai nicht nur Gedenk-, sondern Aktionstag: für Sichtbarkeit, für Anerkennung, für Solidarität – und für ein Zusammenleben, das alle Menschen in ihrer Identität schützt und wertschätzt.

Als Immanuel Seniorenzentrum Schöneberg nehmen wir unsere Verantwortung ernst. Seit 2018 tragen wir als erste Einrichtung bundesweit das Qualitätssiegel Lebensort Vielfalt und leben damit eine diversitätssensible Pflege. Wir wollen queeren Senior*innen, aber auch allen anderen Menschen – unabhängig von Herkunft, Religion, Behinderung oder Geschlecht – ein sicheres, respektvolles und zugewandtes Zuhause bieten. Dafür sorgen unter anderem gezielte Schulungen, gelebte Offenheit im Alltag und Ansprechpersonen für Vielfalt.

Als Beauftragter für Diversität und queere Lebensweisen der Sparte Wohnen & Pflegen innerhalb der Immanuel Albertinen Diakonie sehe ich es als meine Aufgabe, diese Themen weiter in die Einrichtungen zu tragen – im Dialog mit Mitarbeitenden, Bewohner*innen, Angehörigen und der Gesellschaft. Denn Vielfalt ist keine Bedrohung. Sie ist unsere Stärke!

Ein Beitrag von Ralf Schäfer 

Mehr über die Sparte Wohnen & Pflegen der Immanuel Albertinen Diakonie